Gertrud Teusen - Buchautorin und Textcoach
Mal etwas Neues wagen, völlig neue Wege gehen ... Wer hat noch nicht einmal darüber nachgedacht? Dafür braucht es Mut und es braucht Neugier - und es braucht einen Verlag, der all diese Herausforderungen möglich macht. Ich habe also ein neues Kapitel aufgeschlagen, schreibe nun auch über Kunst und Kultur, Geschichte und Literatur. Eine Auswahl der Bücher befinden sich in der Rubrik „Meine Kulturgeschichten“. Allesamt erscheinen im Der Leiermann-Verlag, sind direkt über die Verlagsseite zu bestellen, aber auch online erhältlich.























Struktur, Struktur, Struktur – so bringst du Ordnung in deine Gedanken

„Ordnung ist das halbe Leben“ heißt es so schön. Aber gerade was die eigenen Gedanken und Ideen angeht, herrscht in vielen Köpfen ein ziemliches Chaos. Heute dies, morgen das – viele wollen sich einfach nicht festlegen und produzieren deshalb ständig neue Denkansätze. Ohne Plan und ohne Ziel landest du irgendwann im Nirgendwo.

Wenn ich etwas kann, dann ist es Struktur in diffuse Gedanken bringen. Ich zeige euch heute, wie das geht.


Einfach drauflos schreiben? Keine gute Idee!

Als ich meine Klientin Anette Meisl („Fünf Männer für mich“) zum ersten Mal traf, hatte sie nicht nur einen tolle Buchidee im Gepäck, sondern auch ein komplettes Manuskript mit dabei. Es hatte über 1.000 Seiten(!) und war eine Art Tagebuch. Zwei Jahre hatte sie daran geschrieben. Einen regelrechten „roten Faden“ gab es allerdings nicht, von einer Struktur ganz zu schweigen. Doch die Idee war gut, die Geschichte auch, allein es fehlte die Dramaturgie und die Ordnung.

Das größte Problem mit dem „drauflos Schreiben“ ist, dass du dich dabei oft selbst verlierst. Weil du ja der Experte (für dein eigenes Leben oder dein spezielles Thema) bist, setzt du zu oft eine Kenntnis voraus, die sich ein Leser aber erst „erlesen“ muss.

Beim „drauflos Schreiben“ verlierst du auch schnell den Überblick. Es kommt zu Dopplungen und Wiederholungen oder es fehlen wichtige Hintergrundinformationen, die den Text unverständlich machen. Das Eine zu vermeiden und das Andere nachträglich einzuarbeiten ist mühsam und manchmal sogar gänzlich unmöglich. Dann fängst du unter Umständen nochmal ganz von vorne an – schade, um die vergebene Liebesmüh‘.

Einzige Ausnahme – die Schreibblockade. Wenn du nicht kannst, wie du gern willst, hilft es den Gedanken freien Lauf zu lassen.


Gedanken einfangen und sortieren

Wenn du über ein Thema nachdenkst und daraus einen Text machen willst, spuken viele verschiedene Gedanken und Ideen durch den Kopf. Das ist normal. Doch dieses kreative Chaos in geordnete Bahnen zu lenken sollte der erste Schritt sein.

Ich beginne zumeist mit einer einfachen Stoffsammlung. Ich schreibe auf (am liebsten auf einem Blatt Papier), was mir beim geplanten Projekt (einem Buch oder einer Geschichte) einfällt. Das sind zumeist Schlagworte, manchmal Sätze oder Zitate, die mir wichtig erscheinen. Hauptsächlich sind es aber Fragen, die ich im Text beantworten möchte.

Manchmal hilft es, wenn du dir einen möglichen Leser vorstellst. Das kann eine reale Person sein oder aber eine erdachte Figur aus deiner Zielgruppe. Er (oder sie) ist sozusagen ein unbeschriebenes Blatt, was darauf wartet, deine Geschichte zu lesen und/oder von deinem Wissen zu profitieren.

Die Gedanken und Ideen aus der Stoffsammlung solltest du nun ordnen. Lege einen Anfang und ein Ziel fest.

Zu Beginn (im 1. Kapitel oder der Einleitung) beispielsweise erklärst du deinen Lesern, worum es in deinem Buch oder Text geht und warum das Thema für sie relevant ist. Hier kannst du auch deine Expertise unter Beweis stellen.

Ordne deine notierten Schlagworte thematisch und überlege genau, welche Reihenfolge einen logischen Sinn ergibt.


Drei Wege zu mehr innerer Ordnung

Manchmal ist es ganz schön schwer, Ordnung in verwirrende Gedanken zu bringen. Struktur ist das Zauberwort – aber welcher Weg führt dich zu deinem Ziel?


Die Chronologie

Für Biographien und andere Lebensgeschichten bietet sich eine chronologische Struktur an. Die orientiert sich im Wesentlichen am zeitlichen Ablauf der Ereignisse. Allerdings ist eine Lebensgeschichte nicht automatisch auch ein spannender Lesestoff. Notiere die Highlights und gruppiere drumherum Erinnerungen, die du mit bestimmten Episoden verknüpfst.


Die klassische ABC-Struktur

Während das muntere „drauflos Schreiben“ gern auch als „Kolumbus-Methode“ bezeichnet wird, (Du sticht in See und schaust unterwegs, wohin dich deine Reise führt.) ist die ABC- Struktur der Klassiker für sicheres Schreiben.

A steht für den Anfang. Hier kommt alles rein, was deine Leserschaft an Informationen braucht, um ins Thema einzutauchen. Du beantwortest hier Fragen wie:
Warum dieses Thema?
Für wen ist es interessant?
Welchen Benefit hat der Leser, wenn er weiterliest?

B steht für Background. Im ersten Teil des Buches (des Artikels) hast du grundlegenden Informationen geliefert – jetzt gilt es diese nochmals aufzugreifen und mit all ihren Facetten zu beleuchten. Daraus entwickelt sich dann (fast) automatisch eine Informationsstruktur, die je nach Genre des Buches (oder Umfang des Artikels) mehr oder minder detailliert sein kann.

C steht für das Fazit (conclusion). Es könnte auch für eine Zusammenfassung stehen. Jedenfalls sollte spätestens hier die Frage beantwortet werden: Warum dieses Buch (der Artikel) geschrieben wurde und was der Leser im Ideal daraus gelernt haben kann.


Struktur durch inhaltliche Priorisierung

Manche Themen sind zu umfangreich, um sie in einem Buch (oder einem Artikel) abzuhandeln. Wenn du bei deinem inneren Chaos den Überblick verloren hast, dann fokussiere dich auf das Wesentliche. Nimm dir beispielsweise nur eine Facette deines komplexen Themenbereichs vor.

Beantworte folgende Fragen:
Worum geht es? Antworte in nur einem Satz.
Für wen schreibst du es?
Welchen Benefit ziehen deine Leser daraus?
Welche Infos brauchen deine Leser, um dein Knowhow erfolgreich umzusetzen?

Und noch ein Tipp für alle, die um Struktur ringen:
Beschreibe dein Thema in nur einem Satz! Wenn dir das gelingt, ist alles andere ein Kinderspiel.


Gib‘ dir mehr Struktur!

Viele Autoren ringen mit der Struktur, um Ordnung ist ihre (teils gegensätzlichen) Gedanken zu bringen. In der Tat ist die innere Ordnung die Grundvoraussetzung für besseres bzw. leichteres Schreiben. Allein, wenn du dich mit Struktur beschäftigst, befasst du dich intensiv mit den geplanten Inhalten. Du tauchst tiefer ins Thema ein und es fällt dir somit auch leichter, all dein geballtes Wissen ins Projekt einzubringen.

Wenn du immer noch „betriebsblind“ bist, dann sprich mit anderen Leuten über dein Projekt. So ein Blick von außen löst manche Blockade in Luft auf.