Gertrud Teusen - Buchautorin und Textcoach
Mal etwas Neues wagen, völlig neue Wege gehen ... Wer hat noch nicht einmal darüber nachgedacht? Dafür braucht es Mut und es braucht Neugier - und es braucht einen Verlag, der all diese Herausforderungen möglich macht. Ich habe also ein neues Kapitel aufgeschlagen, schreibe nun auch über Kunst und Kultur, Geschichte und Literatur. Eine Auswahl der Bücher befinden sich in der Rubrik „Meine Kulturgeschichten“. Allesamt erscheinen im Der Leiermann-Verlag, sind direkt über die Verlagsseite zu bestellen, aber auch online erhältlich.























Andrea Strobl, Thomas Stiegler (Hrsg.), Kulinarische Kalendergeschichten – Mit dem Leiermann durchs Jahr

Andrea Strobl, Thomas Stiegler (Hrsg.)

Kulinarische Kalendergeschichten – Mit dem Leiermann durchs Jahr

Der Volksmund behauptet, dass der Appetit beim Essen kommt. Alternativ gilt auch der Hunger als bester Koch. Mit den 366 kulinarischen Kalendergeschichten in diesem Kalenderbuch wird die Frage »was essen wir heute?« jeden Tag aufs Neue beantwortet. Gemeinsam mit anderen Autoren habe ich in diesem Buch Geschichten rund um Gerichte (und Getränke) aus aller Welt zusammengetragen. Nicht nur all jene, die leidenschaftlich gern kochen und essen, werden an diesen kulinarischen Kalendergeschichten eine wahre Freude haben.

Meine 48 Beiträge: Die Beatles zu Besuch beim »King of Rock’n’Roll«, Aus Teufels Küche, Das Sonntagsessen, Die kleine Geschichte der Eistüte, Tatsächlich Liebe?, Ein Kuchentraum aus tausendundeiner Nacht, Der Baumkuchen – Königsklasse für Konditoren, Romeo und Julia in Niederbayern, Suspense à la Hitchcock, (Über-)Lebensmittel Kaffee, It’s teatime, Willkommen im Bordrestaurant!, Kleine Freiheit hinterm Gartenzaun, Der alltägliche Genuss, Kleiner Grenzverkehr und seine Folgen, Die Momos des Dalai Lama, Hier geht’s um die Wurst, Der Widerspenstigen Zähmung, Eine ausgezeichnete Idee – das Cordon Bleu, Der Geschmack des Sommers, Wo der Pfeffer wächst…, Die Sache mit dem »Plopp«, Parmesan, Parmesan, Die Schöne vom Nil, Die Coca-Cola Story, Sauer macht lustig, Eine kurze Geschichte vom Waffeleisen, Hauptsache lecker!, Einmal um die halbe Welt: Pommes frites, Das legendäre Wiener Schnitzel, Zwischen Schwaben und Tirol – die Maultaschen, Der Apfel im Schlafrock, Kulinarische Höhenflüge, Eine tolle Knolle, Crème bavaroise – eine süße Mitgift, Die Revolution am Frühstückstisch, Ketchup geht immer, Das Beste kommt zum Schluss, Seemannskost, Die kleine Freiheit zwischen Deich und Moor, Ganz heiß auf Kakao, Feuer und Flamme für Suzette, Die Erfindung der Margarine, Mehr Schein als Sein, Die Praline des kleinen Mannes, Aber bitte mit Sahne…, Irgendetwas fehlt doch immer, Angezählt …

Alle 21 Leseproben hierzu finden Sie ganz unten auf dieser Seite...





Andrea Strobl, Thomas Stiegler (Hrsg.), Kulinarische Kalendergeschichten – Mit dem Leiermann durchs Jahr, Der Leiermann, Grieskirchen/Österreich 2024, ISBN 978-3-903388-69-7


Genuss ohne Reue

Ab einem gewissen Alter macht man sich schon ab und zu Gedanken darüber, was man im Leben noch erreichen möchte. In meinem Fall stehen auf meiner „Bucket List“ die Bücher, die ich noch schreiben will und all‘ die Projekte, für die nie Zeit war. Als das Angebot kam, an einem Kulinarischen Kalenderbuch mitzuschreiben, war ich nicht sofort Feuer und Flamme. Ein Kochbuch? Ernsthaft? Doch in der Tat konnte ich mich selbst eines Besseren belehren – und was soll ich sagen: Ich habe es keine Sekunde bereut. Am Ende des Tages habe ich 48 Kalendergeschichten beigesteuert und jede Einzelne genossen. Denn das, was in diesem Buch so alles auf den Tisch kommt, hat oft eine spannende Geschichte. Mal amüsant, mal tragisch, aber auf alle Fälle erzählenswert. Was servierte Elvis den Beatles um Mitternacht? Wovor gruselte Hitchcock sich wirklich? Wer erfand den Teebeutel? Und wer die Eistüte? Was hatte der amerikanische Präsident Jefferson mit den Pommes Frites zu tun? Und macht Popcorn wirklich dement?

Neugierig geworden? In den Kulinarischen Kalendergeschichten gibt es mehr davon.



Noch mehr Kulturgeschichten















Kleine Auswahl von Leseproben:

+Die Beatles zu Besuch beim »King of Rock’n’Roll«
von Gertrud Teusen

Am 8. Januar 19351 wurde Elvis Aaron Presley geboren. Damals ahnte noch niemand, dass er, der aus ärmlichen Verhältnissen kam, die gesamte Musikwelt aus den Angeln heben und ein völlig neues Genre etablieren würde. Sein Aufstieg Mitte der 50er-Jahre war rasant, seine Auftritte legendär und sein Lebensstil exzentrisch. Zu seinen größten Fans gehörten vier Jungs aus Liverpool. Die Beatles taten es in vielerlei Hinsicht ihrem Idol gleich, waren ebenso berühmt und tourten damals Mitte der 60er-Jahre durch die USA. In Presleys Haus in Bel Air (Kalifornien) sollte es zu einem Treffen kommen. Es war der 27. August2 nach 23 Uhr, als die Limousine mit den »Fab Four« vor dem Presley-Anwesen vorfuhr. Das Treffen war geheim, niemand sollte etwas davon erfahren. Fotos und Tonaufnahmen waren streng verboten. Die Manager der Beatles und von Elvis hatten das arrangiert. Dementsprechend gibt es nur Augenzeugenberichte für das konspirative Treffen der Mega-Stars.

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+Das Sonntagsessen
von Gertrud Teusen

Früher war es so, dass immer wieder sonntags etwas ganz Besonderes auf den Tisch kam. Über viele Jahre hinweg waren das Königsberger Klopse mit Kartoffelpüree und Rote Beete. Nicht zuletzt deshalb zählen Königsberger Klopse zu den bekanntesten Gerichten überhaupt1 – so behaupten zumindest repräsentative Umfragen. Doch was macht diese Fleischklopse so außergewöhnlich und was hat Königsberg damit zu tun? Die spannende Spurensuche beginnt genau dort:

Das ehemalige Königsberg, seit 1946 Kaliningrad genannt, war im 17. Jahrhundert eine Provinzhauptstadt in Ostpreußen, der östlichsten Provinz des Deutschen Reiches. Ins öffentliche Bewusstsein kam die Stadt an der Ostsee, als sich am 18. Januar 1701 genau dort der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. selbst zum König in Preußen krönte und sich fortan Friedrich I. nannte2. Für dieses politische Husarenstück wählte der Herrscher ganz bewusst eine Stadt, die außerhalb des Deutschen Reiches lag, aber das ist eine andere Geschichte …

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+Ein Kuchentraum aus tausendundeiner Nacht
von Gertrud Teusen

»Ein König ohne Unterhaltung ist ein Mann voller Elend«, schrieb der französische Schriftsteller Jean Giono und lieferte damit eine passende Beschreibung von Stanislaus I. Leszczyński, dem ehemaligen König von Polen. Er starb am 23. Februar 1766 in Lunéville, Lothringen. Stanislaus I. hatte nicht viel Spaß in seinem Leben und keinen Erfolg als Regent seiner Heimat. Als König wurde er zwei Mal ins Exil geschickt. Beim zweiten Mal folgte er seiner Tochter Maria Leszczyńska nach Frankreich. Dort heiratete diese König Ludwig XV. Als Schwiegervater des Königs wurde Stanislaus I. das Departement Lothringen zugewiesen – und spätestens dort gab es für ihn nicht mehr viel zu tun. Er verbrachte seine Zeit mit Lesen und mit Süßigkeiten. Beide Leidenschaften verknüpftem sich perfekt im Baba au rhum-Kuchen.

Stanislaus I. brachte bei seiner Übersiedlung von Polen nach Frankreich so einiges mit, was ihm lieb und teuer war. Darunter befand sich eine hohe, runde Napfkuchenform, der »Kouglhopf« (im deutschsprachigen Raum »Gugelhupf« genannt). Darin wurde traditionell ein Kuchen aus Hefeteig mit Rosinen oder Johannisbeeren gebacken.

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+(Über-)Lebensmittel Kaffee
von Gertrud Teusen

Die Europäer lieben ihren Kaffee und befinden sich in bester Gesellschaft. Für den französischen Schriftsteller Honore de Balzac beispielsweise war seine tägliche Dosis Koffein die Quelle seiner Inspiration. Für Napoleon, den Kaiser der Franzosen, hingegen war Kaffee ein Trost in der Zeit der Verbannung. Auf der Atlantikinsel St. Helena starb Napoleon am 5. Mai 1821. Zu Lebzeiten soll Bonaparte morgens und abends jeweils zwei Tassen getrunken haben. Es kam dem Regenten im Exil sehr zupass, dass auf der entlegenen Insel schon zu seiner Zeit (und noch bis heute) eine der exquisitesten Kaffeebohnen überhaupt angebaut wurde. Aber der Reihe nach …

Kenner wissen es natürlich: Ganz am Anfang ist der Kaffee keine Bohne, sondern eine Kirsche. Die Frucht wächst auf Bäumen und wird rot, sobald sie reif ist. Nach der Ernte wird das Fruchtfleisch entfernt, und der grüne Kern tritt zutage. Erst nach dem Rösten kommt das zum Vorschein, was man als Kaffeebohne bezeichnen kann. In der Geschichte des Kaffees spielen Ziegen eine tragende Rolle.

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+Willkommen im Bordrestaurant!
von Gertrud Teusen

Speisen auf Reisen: Während ganz zu Beginn der Zugreisen das selbstgeschmierte Butterbrot reichen musste, setzte der Orient-Express bereits bei seiner ersten Fahrt auf die »Haute Cuisine«. Es war Georges Nagelmackers, ein Belgier, der die Idee dazu hatte. Eigentlich war es noch nicht einmal seine Idee. Die hatte nämlich ursprünglich der Amerikaner George Mortimer Pullman, der 1864 für die Northern Pacific Eisenbahngesellschaft den ersten luxuriösen Reisewaggon für den Präsidenten der Vereinigten Staaten baute. Der Europäer Nagelmackers lernte während eines USA-Aufenthalts also vom Besten. Zurück in Belgien begann er seine Vision, einen Luxuszug zu bauen, der Paris mit Konstantinopel verbindet, umzusetzen. Es war sowohl ein technisches als auch diplomatisches Meisterstück, diese Bahnstrecke zu etablieren.

Aber es gelang: Am 5. Juni 1883 fuhr der internationale Luxuszug zum ersten Mal von Paris in die Türkei. Mit 81 Stunden und 40 Minuten war die Reisezeit an den Bosporus knapp bemessen. Zahlreiche Grenzen mussten passiert werden. Für manche Streckenabschnitte wurden die Reisenden auf Postkutschen oder auf Boote verfrachtet. Doch irgendwann wurden auch diese Lücken geschlossen, und das elegante Zugfahren wurde zum puren Genuss. Und dieser Genuss begann immer mit einem dreistündigen Diner im Speisewagen. Es gab Hummer und Austern, Wild und Kapaun.

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+Der alltägliche Genuss
von Gertrud Teusen

Im hektischen Alltag sind es oft die profanen Dinge, die eine kleine Auszeit bescheren. Für die amerikanische Schriftstellerin Helen Keller gehörten Hot Dogs zum alltäglichen Genussmoment. Es war der Geruch, der sie für Helen so unwiderstehlich machte. Als Mensch mit gesundheitlichen Einschränkungen (sie war gehörlos und blind) waren ihr Geruchs- und Geschmackssinn, ebenso wie der Tastsinn, ihre Tür zur Welt um sie herum.

Helen Keller wurde am 27. Juni 1880 in Alabama (USA) geboren. In den ersten zwei Jahren war sie ein ganz normales Mädchen, dann erkrankte sie jedoch an Scharlach, und in der Folge konnte sie weder hören noch sehen. Was das für ein kleines, aufgewecktes Kind bedeutet haben muss, kann man kaum erahnen. Vielleicht wuchs deshalb schon so früh bei ihr die Erkenntnis, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen musste, um etwas zu erreichen. Sie schrieb: »Life can either become a daring adventure or it can become nothing at all.« –»Das Leben kann entweder zu einem gewagten Abenteuer werden oder es kann überhaupt nichts werden.«

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+Kleiner Grenzverkehr und seine Folgen
von Gertrud Teusen

Es war der 4. Juli 1924. Überall in Amerika feierten die Menschen den Nationalfeiertag. Gerne hätte man wohl auf diesen besonderen Tag mit einem Glas angestoßen, doch in allen Bundesstaaten der USA herrschte die Prohibition. Das landesweite Alkoholverbot kannte keine Ausnahmen, und so stiegen viele Kalifornier an diesem Tag ins Auto und fuhren über die Grenze nach Mexiko. Es war nur ein Katzensprung nach Tijuana, dort war der Alkoholausschank legal. Im Zentrum der mexikanischen Kleinstadt, an der Avenida Revolución, reihte sich seit 1920 eine Bar an die andere. 1924 lockten Hunderte von Nachtclubs, Restaurants und Spielsalons die Amerikaner an.

Einer die vielen Barbesitzer in Tijuana war der italienische Einwanderer Caesar Cardini. Sein kleines Hotel mit Restaurant und Bar »Caesars Place« war auch an jenem Abend des 4. Juli 1924 bis auf den letzten Platz besetzt. Zu den alkoholischen Getränken wurden Erdnüsse serviert. An einem so besonderen Abend wie dem amerikanischen Nationalfeiertag hatte auch die Küche natürlich alle Hände voll zu tun – doch irgendwann zu fortgeschrittener Stunde gingen die Vorräte zur Neige, und der Chef war ratlos. Seine Tochter Rosa soll die kläglichen Bestände der Küche auf einem Tisch ausgebreitet und ihren Vater aufgefordert haben, »etwas daraus zu machen«. Zu den Resten gehörten Romana-Salat, Eier, Parmesan, trockenes Brot und Anchovis. Daraus zauberte Cardini seinen ersten Caesar Salad.

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+Der Widerspenstigen Zähmung
von Gertrud Teusen

Die Artischocke ist eine eigenwillige Pflanze. Sie ist schön – und stachlig, optisch einer Distel näher als einem leckeren Gemüse. Die griechische Mythologie erzählt folgende Geschichte: Einst verliebte sich Zeus in die reizende Nymphe Cynara. Diese jedoch war nicht interessiert und wies den Göttervater ab. Zeus konnte die Zurückweisung nicht überwinden und verwandelte die Widerspenstige in eine stachlige Artischocke. An die Nymphe erinnert heute noch der wissenschaftliche Name »Cynara«, von dem die griechische Bezeichnung αγκινάρα (aginára) abgeleitet ist.

Im 1. Jahrhundert n. Chr. hält die Artischocke Einzug in die Küchen rund um Mittelmeer. Dort, wo die Pflanze auch ganz natürlich und wild wuchs, landete sie alsbald im Kochtopf. Ob sie wirklich schmackhaft war, ist nicht sicher überliefert. Allerdings galt sie schon früh als besonders gesund. Auch die Tatsache, dass sie eine aphrodisierende Wirkung haben sollte, hat dem Ruf nicht gerade geschadet. Gesicherte Fakten dazu lieferte Michele Savonarola, der am 13. Juli 1413 die ärztliche Prüfung ablegte. Savonarola wurde als »die wichtigste Figur der praktischen Medizin des 15. Jahrhunderts« bezeichnet.

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+Wo der Pfeffer wächst …
von Gertrud Teusen

Der Pfeffer stammt ursprünglich aus Südindien. Zwar soll er erstmals von Alexander dem Großen, der am 20. Juli 356 v. Chr. in Makedonien geboren wurde1, mitgebracht worden sein, doch in Asien kannte man den Pfeffer natürlich schon zuvor. Zwar wurde er dort nicht in der Küche verwendet, sondern war Bestandteil von religiösen Ritualen oder wurde als Heilmittel in der traditionellen chinesischen Medizin2 verwendet. Arabische Händler waren die ersten, die diese magischen Körner im Mittelmeerraum vertrieben. Sie machten allerdings ein Geheimnis daraus, woher das wundersame Heilmittel kam. Sie erzählten Geschichten von giftigen Schlangen, die die Pfefferplantagen bewachten, um dadurch ihre Monopolstellung zu sichern. Mit der Redewendung »geh, wo der Pfeffer wächst« will man also sagen: »Geh, wohin du willst, Hauptsache ganz weit weg.«

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+Sauer macht lustig
von Gertrud Teusen

Es geht um Limonade. Allein das Wort weckt schon süße Erinnerungen: an Nachmittage im Freibad, an Grillabende im Garten oder ein Sonnenbad am See. Eisgekühlt schmeckt die Limo im Sommer am besten, und vielleicht ist gerade deshalb der 20. August, wenn die Tage noch lang und die Nächte schwül sind, das perfekte Datum für den Feiertag der Limonade.

Die erste Limonade haben die Römer zusammengemischt. Sie nahmen Trinkwasser und fügten – je nach Geschmack – Essig hinzu. Das Getränk nannten sie »Posca«. Gegenüber dem damals üblichen Bier oder Wein, war bei der Posca kein Alkohol im Spiel. Man konnte den Geschmack durch die Essigdosierung und Wahl der Essigsorte geschmacklich variieren. Ansonsten hatte dieser frühe Vorläufer des Erfrischungsgetränks mit der Limonade noch nicht allzu viel zu tun. Wann diese genau erstmals zusammengemischt wurde, weiß man nicht genau. Als jedoch das Wasser auf frisch gepressten Zitronensaft traf, erhielt die Limonade zumindest ihren Namen.

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+Einmal um die halbe Welt: Pommes frites
von Gertrud Teusen

Die Geschichte der Pommes frites ist irgendwie auch die Geschichte der Kartoffel. Und diese beginnt in Südamerika. Im Jahre 1537 suchte der spanische Konquistador Gonzalo Jiménez in Kolumbien das sagenumwobene Gold von »Eldorado«. Kurzum: Er fand es nicht. Stattdessen brachte er die Kartoffeln mit nach Europa. Knapp 200 Jahre später waren die schmackhaften Knollen in Europa längst in aller Munde. Nachdem alle Vorurteile aus dem Weg geschafft waren, eroberte sie die Alte Welt im Sturm. Insbesondere in der französischen und belgischen Küche experimentierte man mit diesem mittlerweile alltäglichen Gemüse. Als Thomas Jefferson (1743–1826), der in späteren Jahren der 3. Präsident Amerikas wurde, 1785 als Botschafter nach Paris reiste, machte er Bekanntschaft mit den pommes de terre cru, die in lauen Sommernächten an den Ufern der Seine feilgeboten wurden. Es war die Zeit, als die Französische Revolution allmählich Fahrt aufnahm. Die neuen Ideen sollten Jefferson, der auch als »Vater der Unabhängigkeitserklärung« gilt, für seine Zukunft inspirieren. Es war für ihn wohl eine bitter-süße Zeit, die er in Paris verbrachte. Nur kurze Zeit zuvor hatte er seine Frau Martha verloren. Sie war am 6. September 1782 während der Geburt eines Kindes gestorben. Damals war Jefferson noch Anwalt und stand mit seinen beiden Töchtern plötzlich alleine da.

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+Das legendäre Wiener Schnitzel
von Gertrud Teusen

Immer dann, wenn Gäste im Restaurant über ihren Speisekarten sitzen und sich nicht so recht entscheiden können, welches Gericht sie wählen sollen, stehen die Chancen gut, dass sie ein Wiener Schnitzel bestellen. Da weiß man, was man hat und was man für sein Geld bekommt. Ein Klassiker geht immer, und deshalb gebührt dem fein-panierten Kalbsfleisch auch ein Ehrentag: Der 9. September ist ganz offiziell der Tag des Wiener Schnitzels.

Die Legende erzählt, dass das Wiener Schnitzel ursprünglich aus Italien kam und dort als Costoletta alla milanese serviert wurde. Angeblich soll der Feldmarschall Radetzky (1766–1858) das Rezept dafür mitgebracht haben. Er befand sich 1848/49 als Kommandant der österreichischen Armee in der Lombardei und soll dort diese panierten Kalbfleischscheiben zum ersten Mal gegessen haben. Zurück in Wien gab er das Rezept in der kaiserlichen Küche ab, dort wurde es ausprobiert, und der Kaiser war begeistert.

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+Zwischen Schwaben und Tirol – die Maultaschen
von Gertrud Teusen

Wer hat die Maultasche erfunden? Wer gab ihr den Namen und wer kreierte das Rezept? Begeben wir uns auf eine kulinarische Spurensuche. Das erste Zeugnis über gefüllte Teigwaren ist etwa 4000 Jahre alt und wurde von chinesischen Geologen bei Ausgrabungen in der Steinzeitsiedlung Lajia am Gelben Fluss zutage gefördert. Über die berühmte Seidenstraße gelangten die Teigtaschen in den arabischen Raum und von dort im 9. Jahrhundert nach Sizilien, das kurzweilig von den Arabern besetzt war. Von da aus verbreiteten sich Nudelgerichte gen Norden und schlussendlich in alle Himmelsrichtungen. Und so stößt man früher oder später auf Margarete von Tirol.

Am 16. September 1330 wurde die zwölfjährige Margarete mit dem neunjährigen Johann Heinrich von Luxemburg verheiratet. Eine Liebeshochzeit war das nicht. Im Gegenteil. Die beiden hassten sich wie die Pest. Das Martyrium dieser Beziehung, die kinderlos blieb, dauerte elf Jahre. Dann endlich konnte Margarete die Scheidung durch Ludwig den Bayern erwirken. Doch der Papst spielte nicht mit. Es dauerte acht Jahre, bevor Margaretes erste Ehe annulliert wurde. Doch die Herzogin von Tirol wollte so lange nicht warten und heiratete 1342 Ludwig I. von Bayern-Brandenburg. Gemeinsam hatten sie vier Kinder, und weil ihre Verbindung vor den Augen der Kirche eine uneheliche war, wurde Margarete als »Maultasch«, also »liederliches Weib«, verunglimpft.

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+Kulinarische Höhenflüge
von Gertrud Teusen

Wer heute in ein Flugzeug steigt, der weiß, dass er vom Essen an Bord nicht allzu viel erwarten kann. Es gibt lappige Sandwiches, Huhn, das nach nichts schmeckt, oder nur eine Tüte Erdnüsse. Das war einmal ganz anders, damals, als die Fliegerei noch in den Kinderschuhen steckte. Die britische Fluggesellschaft Handley Page Transport bot am 11. Oktober 1919 das erste Mal Essen über den Wolken an. Was das allerdings war, ist nicht überliefert. Die Piloten der ersten Stunde hatten Wichtigeres zu tun, als sich um die Verpflegung der Passagiere zu kümmern. Das änderte sich erst knapp acht Jahre später, als Ellen Church, geboren am 22. September 1904, als weltweit erste Flugbegleiterin an Bord kam.

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+Eine tolle Knolle
von Gertrud Teusen

Die Geschichte des Trüffels geht bis zu den Babyloniern zurück. Lange Zeit waren die unterirdisch wachsenden Pilze ein ziemlich alltägliches Gemüse. Man fand sie hier und da, häufig durch Zufall und ohne, dass man sie suchen musste. Es gab sie quasi überall. Je mehr die Menschen jedoch über die Trüffel wussten oder glaubten, dass von ihnen eine wundersame Wirkung ausging, desto größer wurde die Nachfrage. Doch ohne genauere Kenntnisse um den aromatischen Pilz, musste man sich auf das Glück oder die Nase eines Trüffelschweins verlassen. Die Erkenntnisse des deutschen Biologen Albert Bernhard Frank (1839–1900)1 halfen, das Rätsel um den Trüffel zu lüften. Er bekam vom Kaiser den Auftrag, Trüffel zu züchten. Dabei entdeckte er 1885 die Symbiose zwischen Pilz und Baum und prägte den Begriff »Mycorrhiza«2. Bis man aus seinen Forschungen einen praktischen Nutzen zog, dauerte es jedoch. Erst in den 1950er-Jahren fanden andere Forscher heraus, dass bestimmte Baumarten mit bestimmten Trüffelsorten verbunden sind. Albert Bernhard Frank starb am 27. September 1903 in Berlin ohne dieses Wissen.

Obwohl man es mittlerweile besser wissen müsste, sind Trüffel immer noch sagenumwoben. Eine Legende behauptet, dass Trüffel aus einem Blitz entstanden sind. Diesen schleuderte Göttervater Jupiter4 unter eine Eiche und ließ an dieser Stelle Trüffel wachsen. Da Jupiter als besonders potent galt, schrieb man den Trüffeln fortan aphrodisierende Qualitäten zu.

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+Ketchup geht immer
von Gertrud Teusen

Wenn man nach einem Lebensmittel sucht, das weltweit wohl in den meisten Haushalten zu finden ist, dann wird man beim Ketchup fündig. Dass die Tomate irgendwann den Weg in eine Flasche fand, haben wir Henry John Heinz zu verdanken. Er wurde am 11. Oktober 1844 als Sohn deutscher Einwanderer in Pittsburgh, Pennsylvania geboren. Heinz war es, der die Konfektionierung der Tomate in Angriff nahm und 1876 seine erste Flasche davon verkaufte.

Schon zwischen 200 v. Chr. und 700 n. Chr. kultivierten die Azteken dieses Gewächs, das sie »Xitomatl« nannten. Christoph Kolumbus brachte die Tomaten von einer seiner Entdeckungsreisen nach Europa. Über Portugal, Spanien und Italien eroberte die Strauchfrucht bald auch die nördlichen Länder Europas. Im deutschsprachigen Raum wurde sie 1553 erstmals erwähnt4, wobei man sich bei der Benennung der Früchte nie so recht einig werden konnte: In Italien wird sie bis heute »Pomodoro«, also »Goldapfel«, genannt. Es wurde auch gemutmaßt, dass die rote Tomate zur Verbannung von Adam und Eva aus dem Paradies geführt haben soll. Der in Österreich geläufige Name »Paradieser« weist darauf hin. Auf Grund der stark riechenden Blüten stand die Tomate zudem unter Verdacht, bei jungen Mädchen einen Liebeswahn hervorzurufen.

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+Feuer und Flamme für Suzette
von Gertrud Teusen

Am 9. November 1841 wurde Prinz Albert Edward als Sohn von Königin Victoria und ihrem Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha geboren. Schon einen Monat später wurde der Erstgeborene zum Prince of Wales ernannt und zum Thronfolger befördert. Das blieb er ganze 59 Jahre lang und galt damals als »ewiger Thronfolger«. Anstatt sich standesgemäß auf seine kommende Zeit als König vorzubereiten, frönte der – nicht mehr ganz so junge – König in spe dem Glückspiel, der Jagd und der französischen Lebensart. Oft weilte er auf dem Kontinent, und wechselnde Damenbekanntschaften wurden an seiner Seite beobachtet. Eine davon könnte eine gewisse »Suzette« gewesen sein.

Es war die Silvesternacht im Jahre 1896. Prinz Albert Edward traf sich mit einer Gesellschaft im Café de Paris in Monte Carlo. Unter den 18 Herren war auch eine junge Dame namens Suzette. Ob sie nun die Tochter eines Freundes des Prinzen oder eine einfache Näherin war, die an diesem Abend die Tischdame gab, ist nicht überliefert. Zu vorgerückter Stunde sollte das Dessert – hauchdünne Crêpes mit Orangensauce, verfeinert mit Likör – am Tisch zubereitet werden. Der Kochlehrling Henri Charpentier sollte das für seinen Küchenchef übernehmen. Zugegeben, mit seinen gerade mal 15 Jahren hatte Henri nicht allzu viel Erfahrung, und so nahm ein folgenschweres Missgeschick seinen Lauf: Während eine Crêpe gerade auf der flachen Pfanne gebacken wurde, stieß der Lehrling die Flasche mit dem Orangenlikör um, und das ganze Dessert drohte kurzfristig in Flammen aufzugehen.

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+Mehr Schein als Sein
von Gertrud Teusen

Es sollte das prunkvollste aller Feste werden. Hunderte von Gästen waren allein für diese besondere Hochzeit bis nach Mailand gereist. Galeazzo II. Visconti, Herr von Mailand und Pavia, vermählte seine dreizehnjährige Tochter Violanta Visconti mit Lionel von Antwerpen, der mit seinen 29 Jahren (geboren am 29. November 1338) schon eine Ehe und ein bewegtes Leben hinter sich hatte. Wahre Liebe? Wohl kaum. Vielmehr die Aussicht auf eine mehr als lukrative Mitgift. Zu Violantas Erbe gehörten unter anderem die Provinzen Alba, Cherasco und Demonte. Nach der kirchlichen Trauung wurden die Hochzeitsfeierlichkeiten im Freien abgehalten. Das Menü umfasste mehr als 30 Gänge mit Fleisch- und Fischgerichten, die allesamt vergoldet auf den Tisch kamen. Darunter waren Hasen, Hechte, Forellen, Rebhühner und sogar ein ganzes Kalb komplett mit Blattgold belegt. Da kann einem schonmal der Appetit vergehen, wobei der Genuss von Gold, so weiß man heute, gesundheitlich unbedenklich ist, aber andererseits auch keinen speziellen Nutzen mit sich bringt. Die Verwendung von Küchengold war nicht erst seit dem Mittelalter üblich. Bereits in Mesopotamien waren goldene Blätter auf königlichen Tafeln im Gebrauch.

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+Aber bitte mit Sahne …
von Gertrud Teusen

Der Inbegriff für eine »süße Sünde« ist und bleibt die Schlagsahne. Mit dem gleichnamigen Song setzte Udo Jürgens 1971 der Schlagsahne ein Denkmal und zählt ganz nebenbei alle möglichen Verwendungsvarianten auf, die ohne Schlagsahne nur halb so verführerisch wären. Doch wer hat sie erfunden? Welcher Küchenchef hatte die geniale Idee? Wie so oft führt der Weg in die Geschichte und dort zu einer ganz besonderen Männerfreundschaft, nämlich die zwischen Louis II. de Bourbon, Prince de Condé, der am 11. Dezember 1686 verstarb, und seinem »Maître de Plaisir« Charles-Fréderic Vatel.

Charles-Fréderic Vatel hieß eigentlich Fritz-Karl Watel und kam aus der Schweiz. Als er in die Dienste des Prinzen trat, übersetzte er seinen Namen ins Französische, wobei er sich zeitweise auch schlichte François Vatel nannte. Er nahm seine Aufgabe als Haushofmeister sehr ernst. Das Kochen und Präsentieren von Speisen waren jedoch seine Spezialität und legten den Grundstein für eine wahrlich außergewöhnliche Karriere. Ohne Louis II. de Bourbon wäre diese allerdings kaum möglich gewesen. Er hatte das Geld und Vatel die Ideen.

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+Irgendetwas fehlt doch immer
von Gertrud Teusen

Die Kreativität in der Küche beginnt dort, wo der Perfektionismus endet. Beispielsweise dann, wenn nicht alle notwendigen Zutaten in ausreichendem Umfang vorhanden sind. Der Koch muss dann improvisieren, der Barkeeper ein bisschen mogeln oder der Kellner sich eine fantasievolle Ausrede einfallen lassen. Die Geschichte der Kulinarik kennt viele solcher Missgeschicke, die oft am Anfang von etwas ganz Neuem standen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Coquito, dessen Jahrestag jeweils am 21. Dezember gefeiert wird.

Der Coquito ist das traditionelle Weihnachtsgetränk in Puerto Rico. Der Name bedeutet »kleine Kokosnuss« und gibt somit schon einen wertvollen Hinweis auf die Zutat, die darin nicht fehlen darf. Abgesehen von Kokosmilch und -creme gehören Rum aus Puerto Rico und süße Kondensmilch dazu. Aromatisiert wird das Getränk mit Vanille, Muskatnuss, Nelke und Zimt. Fast jede Familie hat ihr eigenes Rezept, das entsprechend diverse Variationen zulässt. Die Legende berichtet, dass spanische Eroberer zur Weihnachtszeit in Puerto Rico anlandeten und nach einer Möglichkeit suchten, eine Art Eierlikör herzustellen. Der übliche Alkohol wurde durch einheimischen Rum ersetzt, und den Eiern fügten die Eroberer noch Kokosnussmilch hinzu. Der Coquito war geboren.

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+Angezählt …
von Gertrud Teusen

Am 31. Dezember beginnt der Countdown für das vergangene Jahr. Anlässlich der Gregorianischen Kalenderreform wurde der letzte Tag des Jahres auf den 31. Dezember verlegt. Es war der Todestag von Silvester I., der am 31. Dezember 335 starb. Die Menschen wünschen sich zu diesem Anlass gegenseitig einen »Guten Rutsch«. Dieser Gruß ist wohl von der Hoffnung getragen, es möge in den letzten Stunden nichts Schlimmes mehr passieren. Nun gut und um ehrlich zu sein, die Leute tun in den letzten Stunden, bevor ein neues Jahr beginnt, allerlei dumme Sachen: Um die Zukunft vorherzusehen, gießen sie beispielsweise Blei (oder Wachs) in kaltes Wasser, schicken Feuerwerk gen Himmel und trinken jede Menge Alkohol. Zum Zeichen der Verbundenheit wird dann um Mitternacht mit einem Sekt angestoßen. »Prost Neujahr« sagt man dazu. Der Ausdruck Prost oder Prosit geht auf das Lateinische »prodesse« zurück und bedeutet, »es möge zuträglich sein«. Dieser Trinkspruch soll auf zechende Studenten im 18. Jahrhundert zurückgehen, die damit beim Zuprosten und Anstoßen mit alkoholischen Getränken den Kommilitonen eine gute Gesundheit wünschen wollten.

Dass beim Anstoßen die Gläser klingen, hat eine wesentlich längere Geschichte. Ihren Ursprung hat diese Sitte im dunklen Mittelalter. Damals hatte man beim Trinken in Gesellschaft stets die Sorge, dass das eigene Getränk vergiftet sein könnte. Wer es sich leisten konnte, der beschäftigte einen Vorkoster. Alle anderen stießen kräftig mit den Trinkgefäßen an. Dabei – so hoffte man – schwappte immer ein bisschen Flüssigkeit des eigenen Glases in das des Gegenübers, wobei sich beide Getränke vermischten.

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