Gertrud Teusen - Buchautorin und Textcoach
Mal etwas Neues wagen, völlig neue Wege gehen ... Wer hat noch nicht einmal darüber nachgedacht? Dafür braucht es Mut und es braucht Neugier - und es braucht einen Verlag, der all diese Herausforderungen möglich macht. Ich habe also ein neues Kapitel aufgeschlagen, schreibe nun auch über Kunst und Kultur, Geschichte und Literatur. Eine Auswahl der Bücher befinden sich in der Rubrik „Meine Kulturgeschichten“. Allesamt erscheinen im Der Leiermann-Verlag, sind direkt über die Verlagsseite zu bestellen, aber auch online erhältlich.























Warum „an-der-Leine-gehen“ keine Freiheitsberaubung ist

Der Ruf nach Freiheit wird meines Erachtens völlig überbewertet. Wir "Hunde-an-der-Leine-Führer" sind eine aussterbende Spezies und ganz oft müssen wir uns dafür auch noch rechtfertigen. Ich führe meinen Hund an der Leine - aus Überzeugung und aus Rücksicht gegenüber anderen.

Gerade eben fuhr ich mit meinem Auto auf einen Fußgängerübergang zu. Auf der Mittelinsel stand ein Hund. Ganz alleine und natürlich ohne Leine. Und weil mein Altdeutscher Schäferhund Hugo immer auch ein bisschen "Polizist" ist, wurde dieser Umstand umgehend gemeldet. Durch Bellen - ist ja klar. Der große graue Kollege blieb stehen. Dann der Rückruf von Frauchen, die die Straßenkreuzung bei weitem noch nicht erreicht hatte. "Kommst Du her, aber sofort!" Der Hund gehorchte aufs Wort, drehte um und lief über die Straße zurück... Blind fürs heranrasende Auto und taub fürs Bremsenquietschen.... Gerade nochmal gut gegangen.

Merke: Der freilaufende Hund ist nur bedingt verkehrstauglich! Wie kleine Kinder eben auch.

Manche Hundeführer verstehen unter "den Hund führen", ihm immer und überall seine Freiheit zu geben und sich einen Dreck, um die Konsequenzen zu kümmern. In regelmäßigen Abständen schwebt vor unserem Fenster eine Dame mit kleinem Wuschelhund vorbei. Ich mag sie irgendwie, was ich nicht mag ist die Tatsache, dass sie nie eine Leine dabei hat. Nun gut, der Hund ist klein und stellt höchstwahrscheinlich keine große Gefahr für sein Umfeld dar. Aber dann geschah folgendes: Hugo und ich waren wieder mal im Auto unterwegs, als wir dem Paar begegneten. Der Hund wuselte zwischen parkenden Autos umher, Frauchen war mindesten zehn Meter weiter weg = außer Reichweite jedenfalls. Der Polizist in meinem Auto meldet den Verstoß... und hörte nicht mehr auf zu bellen, klebte an der Rückscheibe, führte sich auf wie ein Wahnsinniger. Ich bremste. Im Rückspiegel sah ich die nette Dame händewedelnd hinter meinem Auto herspringen. Der kleine Wuschelhund jagte mein Auto! Mitten auf der Straße, ohne Rücksicht auf den Verkehr, blind für die Gefahren. Taub für den Rückruf!

Merke: Ein verlässlicher Rückruf sieht anders aus.

Hugo und ich haben einen verlässlichen Rückruf (schlicht und einfach "Hier") vereinbart und der hat bislang auch immer funktioniert. Allerdings bestimme ich, wann mein Hund freilaufen darf und kann. Wenn Hugo an der Leine ist, dann gibt er die Verantwortung für seine Sicherheit an mich ab. Er überlässt sich meiner Führung, meiner Verantwortung. Ich regele schwierige Situationen, darauf kann er sich verlassen. Ein wunderbares Beispiel dafür erlebten wir vor ein paar Tagen: Auf dem Feld steht der Mais gerade hoch und vor der Kreuzung zweier Feldwege, leinte ich meinen Hund an. Es kam, wie es kommen kann, direkt dort kam uns ein großer weißer Hund entgegen. Auch er war (oh, Wunder!) an der Leine und zeigte sofort deutliche Aggression (Ohrenstellung!). Das Herrchen verstand seinen Hund und die Situation und ohne Worte drehten wir beide auf dem Absatz um und vergrößerten die Distanz. Die Hunde waren dankbar - ohne zerren und ziehen gingen wir in entgegengesetzte Richtung weg.

Welch' eine Wohltat. Kein: "Der tut nix, der will nur spielen" oder "Ist er kastriert?" oder "Machen Sie einfach die Leine ab, die regeln das untereinander!" Bullshit!

Einen solchen Beitrag zu schreiben ist überflüssig, denn sehr viele Hundefreunde haben dazu schon ihre Meinung verfasst und es treffend auf den Punkt gebracht. Aber man kann es offenbar nicht oft genug schreiben: Ist ein Hund an der Leine, leinen Sie Ihren freilaufenden Vierbeiner an! Eine Leine dabei zu haben ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt Stärke und Respekt gegenüber anderen, ebenso wie ein Kotbeutelchen etwas mit Verantwortung zu tun hat... aber das ist wieder ein anderes Thema.