Gertrud Teusen - Buchautorin und Textcoach
Mal etwas Neues wagen, völlig neue Wege gehen ... Wer hat noch nicht einmal darüber nachgedacht? Dafür braucht es Mut und es braucht Neugier - und es braucht einen Verlag, der all diese Herausforderungen möglich macht. Ich habe also ein neues Kapitel aufgeschlagen, schreibe nun auch über Kunst und Kultur, Geschichte und Literatur. Eine Auswahl der Bücher befinden sich in der Rubrik „Meine Kulturgeschichten“. Allesamt erscheinen im Der Leiermann-Verlag, sind direkt über die Verlagsseite zu bestellen, aber auch online erhältlich.























Thomas Stiegler, Andrea Strobl (Hrsg.), Kalendergeschichten - Mit dem Leiermann durchs Jahr

Thomas Stiegler, Andrea Strobl (Hrsg.)

Kalendergeschichten - Mit dem Leiermann durchs Jahr

Für jeden Tag eine Geschichte. Welch‘ eine spannende Herausforderung! Insgesamt sind das 366 Essays aus Kunst und Literatur, Musik und Kulinarik, Brauchtum und Tradition. In kurzen Geschichten der Geschichte nehmen wir Autoren die Leser mit auf eine spannende und amüsante Reise. Was geschah am 27. März? Wer erfand die Cornflakes? Und wer den Sekundenzeiger? Welches spannende Buch verdanken wir Alexander Selkirk? Und was steckt hinter dem Matilda-Effekt? Ein Buch für alle, die Antworten suchen und die Vielfalt unserer Kultur entdecken möchten.

Meine Beiträge: Mit viel Glück ins neue Jahr - die Geschichte vom Glücksschwein, Jost Bürgi und die Zeichen der Zeit, Die wahre Geschichte des Robinson Crusoe, Ein Leben im goldenen Käfig, Lord Byrons Tochter oder der Matilda-Effekt, Die Revolution am Frühstückstisch, Der Schäfflertanz und das Ende der Pest, Der fromme Thronfolger und die Bademagd, In den April geschickt ..., Der Mai ist gekommen ..., Arsen und Spitzenhäubchen, Eine kleine Teegeschichte, Des Zuckerbäckers Lieblingsstück, Die wahre Geschichte vom Schinderhannes, Eau de Cologne oder echt kölnisch Wasser?, Reiseziel - Mare Tranquillitatis, Ein tollkühner Flug, Zwischen Macht und Liebe, Gustav Langenscheidt und das Wörterbuch, Franz von Assisi und die Welt der Tiere, Tag des Jammerlappens

Alle 21 Leseproben hierzu finden Sie ganz unten auf dieser Seite...





Thomas Stiegler, Andrea Strobl (Hrsg.), Kalendergeschichten - Mit dem Leiermann durchs Jahr, Der Leiermann, Grieskirchen/Österreich 2023, ISBN 978-3-903388-55-0, Preis: 18,95 € (Taschenbuch) oder 29 € (gebundene Ausgabe)


Alles wissen

Ganz zu Beginn meiner Schreibkarriere hatte ich einen Textchef, der von allen gefürchtet wurde. Als Praktikantin bekam ich von ihm den Auftrag 50 Zeilen mit je 30 Anschlägen zum Thema „Wände selbst streichen“ zu verfassen. Ich hatte echt keinen Plan. Da sagte er zu mir: „Niemand weiß alles. Wenn Du als Journalistin was werden willst, finde heraus, wie man Wände streicht.“ Am nächsten Morgen war mein Artikel fertig. Er wurde sogar gedruckt. Seitdem habe ich über sehr viele und sehr unterschiedliche Themen geschrieben - und wie bei meinem ersten Artikel hatte ich ganz zu Beginn meist keinen Plan von der Materie. Aber ich hatte stets den Mut mich in jedes Thema einzuarbeiten. Noch immer weiß ich nicht alles, aber mit jedem neuen Buchprojekt lerne ich hinzu. Das „Kalenderbuch“ ist das beste Beispiel dafür.


Noch mehr Wissen













Leseproben:

1. Januar
+Mit viel Glück ins neue Jahr!
von Gertrud Teusen

Symbolisch für diese guten Wünsche werden am 1. Januar Glücksbringer verschenkt – ein Schornsteinfeger, ein Hufeisen, ein vierblättriges Kleeblatt oder ein rosiges Marzipanschweinchen. Ob solche Geschenke wirklich Glück bringen oder eben dieses bewahren können, ist eine Frage der persönlichen Weltsicht, oft auch der Religion oder basiert nicht selten auf Mythen und Legenden. Eine davon ist die Geschichte vom Glücksschwein, denn das Schweinchen ist ein Tier, dem durchaus glücksbringende Eigenschaften zugeschrieben werden. Es ist also Zeit für eine kleine Kulturgeschichte rund ums Schwein als Glücksbringer.

In diesem Sinn hat das Borstentier eine sehr lange Geschichte: Bei den germanischen Völkern der Frühzeit fokussierte man sich auf das männliche Schwein. Dort gab es einen Eber, der den Wagen des Gottes Freyr zog. Die Germanen nannten ihn »Gullinbursti«, was so viel wie »der mit den goldenen Borsten« bedeutete. Er symbolisierte Wohlstand, Reichtum und Stärke. Auch im alten Griechenland und bei den Römern sah man Schweine als wertvollen Besitz an. Denn »Schwein zu haben« war gleichbedeutend mit »keinen Hunger zu leiden«. Unter anderem daraus leitet sich auch die Redensart »Schwein gehabt« ab.

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31. Januar
+Jost Bürgi und die Zeichen der Zeit
von Gertrud Teusen

Lassen Sie uns eine Sekunde innerhalten, um Jost Bürgi zu gedenken. Er starb am 31. Januar 1632. Der Schweizer war ein Multitalent, dessen Erfindungen uns bis heute begleiten.

Als Genie wird eine Person bezeichnet, die durch überragende schöpferische Geisteskraft, Erkenntnisse gewinnt, die den »normalen« Menschen verborgen bleiben. Der Schweizer Jost Bürgi war ein solches Ausnahmetalent. Fast jeder Mensch ist schon einmal mit einer seiner Erfindungen oder Entdeckungen in Kontakt gekommen – ohne zu wissen, dass Bürgi dafür verantwortlich war. Die Logarithmustabelle oder die Sinuskurven-Berechnung beispielsweise. All dies ist Bürgis genialem Kopf entsprungen.

Jost Bürgi war Autodidakt. Das meiste, was er wusste und konnte, hat er sich selbst beigebracht. Nach nur sechs Schuljahren verließ er das Lehrinstitut, er hatte nie Latein gelernt oder ein Studium absolviert. Das Uhrmacherhandwerk schaute er sich von verschiedenen Meistern zwischen Schaffhausen, Straßburg, Augsburg und Nürnberg ab. Schließlich führte ihn seine »Walz« bis an den Hof des Landgrafen Wilhelm IV. in Kassel.

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2. Februar
+Die wahre Geschichte des Robinson Crusoe
von Gertrud Teusen

Ein Roman geht um die Welt. In diesem Fall Robinson Crusoe von Daniel Defoe, der im Jahr 1719 erschien. Der Plot ist schnell erzählt: Ein Schiffbrüchiger verbringt 28 Jahre auf einer einsamen, karibischen Insel. Er hat einen Papagei und er hat Freitag, seinen treuen Gefährten. Als Inspiration für seinen Roman diente Defoe eine wahre Geschichte, nämlich die des schottischen Seemanns Alexander Selkirk.

Alexander Selkirk war ein Tunichtgut. Er hatte einen Hang zum Alkohol und galt als impulsiv. Öfter mal ließ er die Fäuste sprechen und kam mit dem Gesetz in Konflikt. Als ihm dann 1703 auch noch zwei streitsüchtige Frauen im Nacken saßen, entzog er sich seiner Verantwortung und heuerte kurzerhand auf einem Kaperschiff, der »Cinque Ports«, als Segelmeister an. Damals war es gang und gäbe, dass die britische Krone sogenannte Kaperbriefe ausstellte. Im Prinzip war dies legitimierte Piraterie, denn die Kapitäne blieben straffrei. Insbesondere vor der südamerikanischen Küste hielten sie nach Beute Ausschau und plünderten gegnerische Schiffe.

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4. Februar
+Ein Leben im goldenen Käfig
von Gertrud Teusen

Es war einmal ein genialer Erfinder. Johann Friedrich Böttger hatte alles, was es dafür brauchte. Trotzdem setzte er sein Leben lang »aufs falsche Pferd«, wollte mehr erreichen, als für Menschen möglich war. Am Ende seiner Tage machte er doch noch eine geniale Erfindung. Aber der Reihe nach ... Am 4. Februar 1682 wurde Johann Friedrich Böttger in Schleiz geboren. Er war der Sohn eines Münzmeisters. In diesem Sinn wurde Böttger der Umgang mit Geld quasi in die Wiege gelegt. Ein besonderes Talent hatte er diesbezüglich allerdings nicht. Als sein Vater starb und seine Mutter einen neuen Mann heiratete, zog die Familie nach Magdeburg. Mit 14 Jahren begann Böttger eine Ausbildung beim Apotheker Friedrich Zorn in Berlin. Ob dieser besonders viel Freude an seinem Lehrling hatte? Wohl eher nicht. Johann Böttger entwickelte eine fatale Leidenschaft für die Alchemie und machte Bekanntschaften, die sich ebenfalls mit der dunklen Seite der Chemie befassten. Apotheker Zorn war das ein Dorn im Auge. Dennoch ließ er sich überreden, am 1. Oktober 1701 einem Experiment beizuwohnen, bei dem Böttger scheinbar Silber in Gold verwandelte. Angeblich sollte ein griechischer Mönch ihn in das Geheimnis des Goldmachens eingeweiht haben. Mit diesem Geniestreich weckte er Begehrlichkeiten und war schon bald ein gefragter und gesuchter Mann.

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11. Februar
+Lord Byrons Tochter oder der Matilda-Effekt
von Gertrud Teusen

Der Volksmund weiß: »Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau.« Man nennt das auch den »Matilda-Effekt«. Dieses Phänomen wurde erstmals 1870 von der Soziologin Matilda Joslyn Gage beschrieben. Ihr Essay hatte den Titel Woman as Inventor, also Die Frau als Erfinderin. Darin schrieb sie beispielsweise: »Es mag vielen Personen nicht bewusst sein, doch die Erfindung der Energiemaschine [...] ist einer Frau zu verdanken.« Ehrlich gesagt, hat sich bis heute nicht viel daran geändert. Was Wissenschaftlerinnen tatsächlich geleistet haben, wird immer noch viel zu oft ignoriert oder schlicht vergessen. Um dem ein Ende zu bereiten, wurde der 11. Februar von der UNESCO zum »Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft« erklärt. Er soll an die Rolle erinnern, die Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie spielen.

Eine von ihnen war Ada Lovelace (1815–1852). Sie wurde in London als Tochter des Dichters Lord Byron geboren. Sechs Wochen nach ihrer Geburt verließ der Vater die Mutter, und darüber war diese wohl so erzürnt, dass sie ihrer Tochter jeglichen Umgang mit den schönen Künsten untersagte. Stattdessen wurde die junge Ada in Naturwissenschaften unterrichtet, auch wenn die gesellschaftlichen Normen der wissbegierigen Ada enge Grenzen setzten.

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26. Februar
+Die Revolution am Frühstückstisch
von Gertrud Teusen

»Frühstücke wie ein König, iss zu mittags wie ein Bauer und abends wie ein Bettelmann.« Diese Weisheit gab mir meine Großmutter mit auf den Lebensweg. Nun gut, sie war auf einem Bauernhof groß geworden, und eine kräftige Mahlzeit am Morgen sollte den Treibstoff für einen arbeitsreichen Tag liefern. Doch die Zeiten änderten sich, und die Volksweisheit von einst stößt mittlerweile vielen Menschen bitter auf. In den Zeiten, als John Harvey Kellogg die »Cornflakes« erfand, nämlich 1897, machten sich die Menschen über ihre Ernährung kaum Gedanken. Üppiges Essen, wenn man es sich leisten konnte, war ein Zeichen von Wohlstand. Dass zu viel des Guten krank machen konnte, war in der Medizin noch nicht angekommen.

Das änderte sich, als John Harvey Kellogg, geboren am 26.2.1852, als 24-jähriger Arzt ein Sanatorium im amerikanischen Battle Creek übernahm. Seine Methoden waren unorthodox und geprägt von seinem Glauben, denn er war Mitglied der »Siebenten-Tags -Adventisten«.

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11. März
+Der Schäfflertanz und das Ende der Pest
von Gertrud Teusen

Mittags um 11 und 12 Uhr treffen sich am Marienplatz in München Touristen aus aller Welt. Sie warten auf das berühmte Glockenspiel an der Fassade des Rathauses. Nur wenige wissen, dass auf den zwei Etagen des Glockenspiels Ereignisse aus der Münchner Stadtgeschichte erzählt werden. In der oberen Ebene wird die Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renate von Lothringen im Februar 1568 gezeigt. Darunter tanzen die Schäffler ihren Zunfttanz, mit dem sie einst der Münchner Bevölkerung das Ende der Pest verkündeten. Für beide Ereignisse war, direkt oder indirekt, ein Mann verantwortlich, nämlich Wilhelm IV. Herzog von Bayern, der am 7. März 1550 verstarb.

Er wurde auch »der Standhafte« genannt. Vielleicht deshalb, weil Wilhelm IV. sein Land gern in Ordnung hielt und Bayern als »Bollwerk der Gegenreformation in Deutschland« etablierte. Aber er musste sich auch noch um anderes kümmern, beispielsweise um die zunehmende Anzahl der Zünfte, in denen sich Mitglieder eines Berufsstands damals zusammentaten, um die Rechte und Pflichten ihrer Profession festzulegen. Beispielsweise: Wie lange sollte die Lehrzeit dauern? Wie lange war man Geselle? Wer durfte unter welchen Voraussetzungen sich schließlich Meister nennen? Eine der Zünfte im Mittelalter waren die Schäffler, wie sich die Fassmacher damals nannten. Sie betrieben ihr Handwerk, das Herstellen von Fässern und Bottichen.

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27. März
+Der fromme Thronfolger und die Bademagd
von Gertrud Teusen

Im 14. Jahrhundert war das Betreiben eines Badehauses ein angesehenes Gewerbe. Jeder, der es sich leisten konnte, durfte sich dort in warmen Wannen suhlen. Wer ein Badehaus betrieb, den nannte man den »Bader«. Dem Bader gingen auch Bademägde zur Hand. Die wohl Berühmteste war Agnes Bernauer. Auf einem Ritterturnier nahe Augsburg trafen sich Agnes, die Tochter des Baders Kaspar Bernauer, und Herzog Albrecht von Bayern, Thronfolger aus dem Hause der Wittelsbacher, zum ersten Mal. Sie war erst zarte 18 Jahre alt, Albert III. bereits 27. Liebe auf den ersten Blick soll es gewesen sein.

Ein Jahr später wurde Agnes Bernauer bereits als Mitglied des Hofstaats in den Steuerlisten geführt. Zunächst war sie wohl eine der Gespielinnen von Herzog Albrecht III. Dagegen hatte auch Vater Herzog Ernst von Bayern nichts, schließlich bewies es doch nur, dass sein Sohn »ain liebhaber der zarten frawen« war. Die Angelegenheit mit der »Bernauerin«, wie man sie nannte, spitzte sich jedoch zu, und in der Folge gebärdete sich Albrecht zunehmend aufsässig gegenüber seinem Vater.

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1. April
+In den April geschickt...
von Gertrud Teusen

Mit dem Humor ist es ja so eine Sache. Worüber die Einen herzhaft lachen können, sind die Anderen zutiefst beleidigt. Beides kommt am 1. April ziemlich häufig vor, denn das ist der Tag des Aprilscherzes. Wer will und vor allem es auch kann, der führt seine Mitmenschen aufs Glatteis, lässt sie dumm dastehen oder macht sie zur Witzfigur. In der Tat ist es so, dass wir immer weniger zu lachen haben und dank »Fake News« allerorten vergeht uns auch das Gespür dafür, wann uns jemand übel mitspielen will oder einfach nur einen Scherz macht.

Doch wer hat den Aprilscherz erfunden, wer hat das Datum festgelegt – und vor allem warum? Die einfache Antwort: Nichts Genaues weiß man nicht. Die etwas ausführlichere Geschichte beginnt im alten Rom: »Quirinalia« nannte man das römische Narrenfest. Die Römer verkleideten sich und hielten ihre Mitmenschen zum Narren. Ein bisschen wie Karneval auf römische Art. Nach dem römischen Kalender feierte man es am 17. Februar. Aber wer weiß schon so genau, wie sich das Datum durch all die Kalenderreformen verschoben hat...

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30. April
+»Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus...«
von Gertrud Teusen

Wer kennt es nicht, dieses Lied von Emanuel Geibel aus dem Jahr 1841. Nun ist es mit altem Liedgut ja so eine Sache, was einmal für die Ewigkeit geschrieben war, gilt heute nicht mehr unbedingt. Was bleibt, ist das Brauchtum, was solch‘ ein Datum begleitet. Denn, wenn die Bäume in den Himmel wachsen, steht der Mai vor der Tür, und mit ihm so manch fulminantes Fest.

Da wäre beispielsweise die Freinacht, die am 30. April beginnt und bis in die frühen Morgenstunden des 1. Mai hineinreicht. Woher sie kommt, wer weiß das schon genau. Jedenfalls wird in dieser Nacht viel Unfug getrieben, so dass es selbst der Polizei regelmäßig Kopfzerbrechen bereitet zwischen gelungenem Streich und vollendeter Sachbeschädigung zu unterscheiden. Ursprünglich sollte der Brauch unordentlichen Mitbürgern vor Augen führen, was passieren kann, wenn nichts mehr da ist, wo es einmal hingehört hat.

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5. Mai
+Arsen und Spitzenhäubchen
von Gertrud Teusen

Das ist der Titel einer wunderbaren Filmkomödie aus den 50er-Jahren. Er passt aber auch erstaunlich gut zu der tragischen Lebensgeschichte der Geheimrätin Sophie Charlotte Elisabeth Ursinus, geboren am 5. Mai 1760. Sie gilt als eine der prominentesten Serienmörderinnen. Als Serienmörder wird bezeichnet, wer mindestens drei Menschen vom Leben zum Tode befördert. Frauen verwenden dafür zumeist Gift, weil das schwer nachzuweisen ist. Aber der Reihe nach ...

Die junge Sophie stammte aus gutem Haus und heiratete mit 19 Jahren einen wesentlich älteren Mann. Einerseits schien das ein Glücksgriff zu sein, denn Sophie hatte »ausgesorgt«. Andererseits soll der Herr Geheimrat den »ehelichen Pflichten« gegenüber seiner blutjungen Frau nicht nachgekommen sein, so dass er ihr einen Geliebten zugestand. Dieser trat in Person des feschen, holländischen Hauptmann Ragay in Sophies Leben. Ragay muss sich die Affäre wohl etwas anders vorgestellt haben, denn als er sich 1796 von Sophie trennen wollte, soll sie ihm die Hölle heiß gemacht haben. Ein knappes Jahr später starb Ragay an Tuberkulose. Zumindest stand das auf seinem Totenschein.

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21. Mai
+Eine kleine Tee-Geschichte
von Gertrud Teusen

Am Anfang war der Tee noch grün. Er wurde in China entdeckt, und das war, wenn man der Legende glauben will, purer Zufall. Kaiser Chen Nung soll ihn vor rund 5.000 Jahren entdeckt haben. Einst saß der Herrscher unter einem Busch und hielt einen Becher mit heißem Wasser in der Hand. Ein Windstoß wehte ihm das Blatt eines Teestrauchs in sein Getränk. Verwundert beobachtete er, wie sich das Wasser grünlich verfärbte und einen köstlichen Duft verbreitete. Neugierig beschloss der Kaiser, davon zu kosten.

Jahrtausende später war grüner Tee in China ein Alltagsgetränk. In der Tang-Dynastie (618–906) erschien das erste Buch, Die Heilige Schrift vom Tee. Der Schriftsteller Luh Yü trug darin alles zusammen, was die Chinesen bislang über Tee wussten. Allerdings sah der Tee damals anders aus: Die Teeblätter wurden zerstoßen und zu Platten gepresst. Für die Zubereitung rieb man etwas davon ab und bereitete ihn mit Orangenschalen oder Ingwer zu.

Im 14. Jahrhundert erreichte die erste Nachricht über ein wundersames Getränk den europäischen Kontinent. Der portugiesische Jesuitenpater Jasper de Cruz, der als Missionar in China unterwegs war, brachte 1540 den grünen Tee nach Europa. Es wurde ein Handelsabkommen zwischen Portugal und China geschlossen. Auch die niederländische Handelsschifffahrt beteiligte sich daran. So kam Tee im Jahre 1602 auch im deutschsprachigen Raum auf den Tisch.

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8. Juni
+Des Zuckerbäckers Lieblingsstück
von Gertrud Teusen

In Österreich und Bayern werden die fettgebackenen Teiglinge »Krapfen« genannt. In Norddeutschland heißen sie »Berliner« und in Berlin »Pfannkuchen«. Damit der Vielfalt nicht genug, denn da gibt es noch den »Kräppel« im Hessischen oder den »jelly-filled Donut« im englischsprachigen Raum. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Angesichts dessen ist es schon erstaunlich, dass es dazu eine ellenlange Geschichte gibt, bei der sich alle, zumindest was die Zubereitung betrifft, ziemlich einig sind. Und am 8. Juni ist nun der »Tag des Krapfens«.

Im alten Rom nannte man die fettgebackenen Teiglinge »Globuli«, also »Kügelchen«, und sie wurden mit Honig und Mohn serviert. Das älteste Rezept dafür stammt aus dem Jahre 140 v. Chr. und basiert auf Mehl und geronnener Milch. Gefühlte 1.000 Jahre später tauchten in europäischen Klosterküchen sogenannte »Craphun« auf. Die waren nicht mehr klein und rund, sondern zunehmend flach und größer. Noch ein paar hundert Jahre später, im Mittelalter, hieß der »Krapfen« dann »Chrapho« und war einer gebackenen Kralle nicht unähnlich. Mit den verschlungenen Spitzen sollte er die Menschen in der kalten Jahreszeit symbolisch vor bösen Hexen und Geistern schützen.

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14. Juni
+Die wahre Geschichte vom Schinderhannes
von Gertrud Teusen

Johannes Bückler alias der »Schinderhannes« war keine besonders schillernde Persönlichkeit. Er war ein Verbrecher, ein Räuberhauptmann, dem am 14. Juni im Jahre 1802 in Frankfurt am Main endlich der Prozess gemacht wurde. Er wurde nur 24 Jahre alt. Aber selbst darüber streiten die Experten, denn weder über sein Geburtsjahr noch über seinen Geburtsort gibt es genaue Erkenntnisse.

Eigentlich war Johannes Bückler ein armer Tropf, den das Schicksal schon früh auf die schiefe Bahn brachte und für den es schlussendlich keinen anderen Ausweg mehr gab als ein Leben auf der Flucht und in den Wäldern irgendwo zwischen Taunus und Hunsrück. Er stammte aus einer Familie von Abdeckern, die im Volksmund »Schinder« genannt wurden. Und als Sohn vom »Schinder« war er dann halt der »Schinderhannes«. Nun muss man wissen, dass die Abdecker kein besonders angesehener Berufsstand waren. Ihre Aufgabe bestand darin, verendete Tiere zu enthäuten und die Kadaver zu entsorgen. Schon in seinem ersten Lehrjahr als Knecht bei einem Abdecker, Johannes war gerade 15 Jahre alt, nahm das Unglück seinen Lauf.

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13. Juli
+Eau de Cologne oder echt Kölnisch Wasser?
von Gertrud Teusen

Anfang des 18. Jahrhunderts reiste der Italiener Giovanni Maria Farina (1685–1766) aus Santa Maria Maggiore (Piemont) nach Köln am Rhein. Dort, so wünschte es die Familie, sollte er ein Handelsunternehmen aufbauen. Die Geschäfte in Köln ließen sich gut an. Farina eröffnete einen Laden für »französischen Kram«. Heute würde man sein Sortiment als »Kurzwaren« bezeichnen. Es gab Federn, Bänder und Schnüre, Taschentücher, Puder und auch Perücken. Ein richtiger Renner war es aber wohl trotzdem nicht. Etwas Einzigartiges musste her – und da besann sich Giovanni wohl auf sein einzigartiges Talent. Farina besaß nämlich ein überaus empfindsames Näschen. Er hatte also die Fähigkeit, Gerüche, gleich welcher Art, in ihrer Zusammensetzung zu erkennen und zu analysieren. Das war zunächst lästig, denn im Köln der damaligen Zeit stank es gewaltig. Der Gebrauch von Wasser und Seife war verpönt, da der Irrglaube kursierte, dass sich beim Kontakt mit Wasser krankmachende Erreger, wie beispielsweise die der Pest, verbreiten würden. Es war die Zeit der »Trocken-Hygiene«, in der die Badehäuser geschlossen wurden und die Menschen den Abfall einfach so aus dem Fenster warfen. Das war gut für Giovannis Geschäft, denn Duftwässerchen standen hoch im Kurs.

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20. Juli
+Reiseziel – Mare Tranquillitatis
von Gertrud Teusen

Es gibt nur wenige Ereignisse, die sich tief ins kollektive Gedächtnis einbrennen. Der Tag, an dem zum ersten Mal ein Mensch den Mond betrat, war ein solcher Augenblick. Überall auf der Welt saßen die Menschen vor den Fernsehgeräten und waren live dabei. Zugegeben, man sah nicht wirklich viel. Die Fernseher Ende der 60er-Jahre waren in der Regel klein und meist nur schwarz-weiß. Im »Schneegestöber« der Übertragung erkannte man schemenhaft eine Person im weißem Ganzkörperanzug und überdimensionalen Helm, der aus der Mondlandefähre kletterte. Schließlich streckte er seinen linken Fuß aus und setzte ihn auf die Oberfläche des Mondes. »Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.« So kommentierte der Astronaut Neil Armstrong diesen erhabenen Moment. Es ist der 20. Juli 1969, 21:17:40 Uhr. Vorausgegangen waren dramatische Minuten, in denen die Besatzung der Mondlandefähre bemerkte, dass sie zu schnell unterwegs waren und sie somit den angepeilten Landeplatz verfehlen würden. Dieser lag im »Mare Tranquillitatis«, dem »Meer der Stille«, einer relativ ebenen Mondlandschaft. Armstrong schaltete auf halbautomatische Handsteuerung um und brachte durch dieses Manöver die Mondlandefähre sicher auf den Boden. Die Welt hielt den Atem an.

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29. Juli
+Ein tollkühner Flug
von Gertrud Teusen

Der Arc de Triomphe de l’Étoile ist nur eines von vielen monumentalen Bauwerken in Paris. Er steht auf der Place Charles de Gaulle und am Ende der Champs-Élysées. Am 29. Juli 1836 wurde der Triumphbogen eingeweiht. Die Idee für das Bauwerk hatte Napoleon I. Der Bogen sollte an die Schlacht bei Austerlitz erinnern. Am 15. August 1806 fand die Grundsteinlegung statt. Doch dann zogen sich die Bauarbeiten hin. 1810, als Napoleon Prinzessin Marie-Louise heiratete, waren die vier Pylonen des Triumphbogens gerade mal einen Meter hoch. Um möglichst schnell einen guten Eindruck zu machen, ließ Napoleon ein Holzmodell fertigen, das die Originalgröße widerspiegelte. Nur ein Jahr später starb der Architekt Jean-François Chalgrin, und am 6. April 1814 dankte Napoleon ab. Die Bauarbeiten wurden eingestellt. Erst 1830 entschied König Louis-Philippe I., den Triumphbogen zu Ende zu bauen. 1836 konnte schließlich die Vollendung gefeiert werden.

Von da an war der Arc de Triomphe Dreh- und Angelpunkt von diversen Militärparaden. Man schrieb schließlich das Jahr 1919, als der Triumphbogen wieder Schlagzeilen machte.

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12. August
+Zwischen Macht und Liebe
von Gertrud Teusen

Kleopatra – die Schöne vom Nil – ist eine Legende. Doch es gibt nur wenige gesicherte Erkenntnisse über ihr Leben und vor allem über ihren Tod. Das meiste davon ist Hörensagen. Zu den gesicherten Fakten gehört ihr Todestag. Kleopatra starb in Alexandria am 12. August 30 v. Chr.. Sie hatte wohl Selbstmord begangen. Die genauen Umstände sind bis heute nicht geklärt. Nur die Kobra, deren Biss sie getötet haben soll, wurde mittlerweile freigesprochen.

Als Tochter des Herrschers Ptolemaios XII. kam Kleopatra nach dessen Tod gemeinsam mit ihrem Bruder Ptolemaios XIII. an die Macht. Im Testament des Vaters war verfügt, dass sie ihren Bruder heiraten musste. Eine Liebesheirat war das allerdings nicht. Die Geschwister trachteten sich gegenseitig nach dem Leben, um die Alleinherrschaft an sich zu reißen und ihr Reich zu vergrößern. Kleopatra wurde nach Syrien ins Exil geschickt und schmiedete dort Pläne, sich das Königreich zurückzuerobern. Doch dann kam Cäsar mit seinen Truppen und übernahm kurzerhand das ägyptische Reich.

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4. Oktober
+Franz von Assisi und die Welt der Tiere
von Gertrud Teusen

Am 4. Oktober ist Welttierschutztag und ebenso der Namenstag, der auf Franz von Assisi zurückgeht. Nun fragen Sie sich vielleicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat – und wie so oft verbirgt sich dahinter eine etwas längere Geschichte.

Sie beginnt im Jahre 1181 mit der Geburt von Giovanni Battista, dem Sohn eines reichen Tuchhändlers in Umbrien. Weil sein Vater zum Zeitpunkt seiner Geburt auf Reisen durch Frankreich war, nannte er seinen Sohn Francesco, was so viel wie »kleiner Franzose« bedeutete. »Giovanni« nannte man den Sohn des Tuchhändlers fortan nie mehr. Francesco hatte ein gutes Leben. Er genoss eine ausgezeichnete Bildung und zeigte sich in seiner Jugend als spendabler Gastgeber für seine zahlreichen Freunde. Dem Vater war das ausschweifende Leben ein Dorn im Auge. Er zeigte sich jedoch versöhnlich, als sein Sohn sich entschloss, Ritter zu werden. Francesco sollte jedoch seine Berufswahl schnell bereuen, denn schon bei seinem ersten Einsatz geriet er in Gefangenschaft und musste von seinem Vater freigekauft werden. Welch eine Demütigung! Auch der nächste Kriegszug endete unvorhergesehen – nämlich mit der vorzeitigen Rückkehr des Ritters Francesco aus dem Krieg.

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10. Oktober
+Gustav Langenscheidt und das Wörterbuch
von Gertrud Teusen

Bevor Sprachlern-Apps den Markt eroberten, gab es fast in jedem Haushalt mindestens ein Wörterbuch. Die meisten waren gelb und trugen ein türkisblaues Logo in Form eines großen »L«. Sie kamen aus dem Langenscheidt-Verlag und galten für über 100 Jahre als Garant fürs Sprachenlernen. Zu Zeiten des Verlagsgründers Gustav Langenscheidt, er wurde nämlich 1832 geboren, war es nicht unbedingt üblich, viele Sprachen zu erlernen. Und schon damals konnte man mit Latein oder Alt-Griechisch, was in den Schulen unterrichtet wurde, im Alltag nicht allzu viel anfangen. Diese Erfahrung machte Gustav Langenscheidt selbst, als er nach abgeschlossener Kaufmannslehre eine Reise durch sechs europäische Länder machte. Zu Fuß und mit der Postkutsche legte er rund 7000 Kilometer zurück. Jedoch so richtig nah, wie er es sich gewünscht hatte, kam er den verschiedenen Volksgruppen nicht. In seinem Tagebuch, welches ihn auf seiner Reise begleitete, notierte er: »Es ist ein wahrhaft peinliches Gefühl, unter Menschen nicht Mensch zu sein und seine Gedanken austauschen zu können.«

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26. Dezember
+Tag des Jammerlappens
von Gertrud Teusen

Ausgerechnet am zweiten Weihnachtsfeiertag ist auch der Tag des Jammerlappens! Viele Leser haben hier vielleicht eine andere Geschichte erwartet. Aber wer möchte jammern, wenn es doch um ein Gefühl geht, das uns vor allem an den zurückliegenden Weihnachtstagen beharrlich verfolgte. Der Weihnachtsbraten war zu fett, die Plätzchen zu süß, die Verwandtschaft zu lästig. Die Geschenke haben auch nicht richtig gepasst... was für ein Jammer. Erstaunlicherweise fördert dieser eher ruhige Festtag oft mehr schlechte Erinnerungen als schöne Momente zu Tage.

Der Initiator, der diesen Tag des Jammerlappens etablierte, hatte wohl etwas anderes im Sinn. Er wollte – gerade, weil ja Weihnachten ist – dass sich die Menschen mal bewusst machen, dass sie dankbar sein sollte, für das, was sie haben. Die negativen Gedanken durch Dankbarkeit zu ersetzen war der ursprüngliche Plan. Kein schlechter Ansatz, jedoch zugleich eine Herausforderung – liegt den Menschen doch das Jammern und Klagen quasi in den Genen und ist in der Geschichte fest verankert.

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